Fäkalienfest
Seit 2007 kämpft Partner Jo darum, die Kanalisation um unsere Botschaft auf eigene Faust und Rechnung durchzuführen. Hintergrund sind die fortschreitenden Setzungsrisse, die vermutlich durch Unterspülung des Viertels in Hanglage verursacht werden. Zunächst blockierte sowohl Stadt als auch Partner dieses Vorhaben – mit Verweis auf die Zuständigkeit der Stadt bzw. des PPP GWP. Zuletzt gelang es Jo dann aber doch, die Partner zu überzeugen, dass Gefahr im Verzug war, sowie die Stadt und GWP nach zig verpfuschten Versuchen, die Probleme ihrerseits zumindest oberflächlich in den Griff zu bekommen, zu zermürben.
Im Resultat gelang es Jo, der Stadt eine hochwertige, aus Deutschland importierte Regenwasser- und Abwasserkanalisation für die gesamte Hangstraße, an dem auch unser Gebäude liegt, unentgeltlich aufzuzwingen. Dafür setzte er formalen Druck über eine Klage und informelle Anreiße über eine etwas schräg eingefädelte Freundschaft mit dem Leiter der technischen Sanierungsabteilung der Stadt – Giwi – ein. Giwi verlor mit dem Bürgermeisterwechsel seine Position, wir hatten ihn aber weiter als informellen Netzwerker an der Backe. Uns kostete der Spaß bisher etwa 300.000 Euro.
Nachdem die Risse vermessen, Pfusch, Schäden und ganz fehlende Rohre unter anderem mit Spezialkameras und Mitarbeitern in Neoprenanzügen dokumentiert worden waren flog Jo seine Lieblingshandwerker ein und ließ das Viertel Chugureti untergrundsanieren. Auf das Resultat, von dem Dato sagen würde, es mute so einladend und sauber an, dass man hineinspringen und baden möchte, war Jo dermaßen erfreut, dass er ein großes Straßenfest zur feierlichen Übergabe der Infrastruktur an die Stadt ausrichten wollte. Hierzu lud er alte Gefährten wie Frau Bochnik, seine treuen Handwerker und Zuarbeiter und einen Tennisgefährten und ehemaligen CDU-Bonzen ein.
Das Fest selbst verlief etwas schräg weil weder Nachbarn noch Politiker so richtig verstanden, warum sie zwischen unzähligen Bildern von Fäkalien in allen Spielarten fröhlich die Selbstdarstellung von “kleinen deutschen Kaufleuten” als Familienfest feiern sollten, die gerade mal die Aufgaben der Stadt dem Viertel selektiv zu Schutz des eigenen Gebäudes angedeihen lassen hatten. So kam es auch zu ein paar nachvollziehbaren lautstarken Protesten, als die Lokalpolitiker sich mit fremden Federn schmücken wollten.
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Vorgeschichte: Großstadtproktologie