Petersburg, 26.05.1992: Sasha Zappa Zap

Nochmal Georgien: Lustig, daß russische Sprache auf Schildern und Tafeln durchweg mit Englisch ersetzt wird. Verzweifelte Abkehr von 200’dertjähriger, ungeliebter Geschichte.

 

Hier kommt jetzt immer so ein Typ vorbei (Sascha Tarakanov), der mit mir unbedingt eine Millionen machen will. Außerdem will er auswandern und sich ein Tonstudio kaufen, um wie Zappa Musik zu machen.

Er macht tatsächlich gutes Geld mit Kaugummis, die er in Deutschland kauft. Mit mir (oder irgendeinem anderen Deut­schen) will er vor allem deswegen arbeiten, um die Mafia zu umgehen. Die schaltet sich hier nämlich, Gewalt vertretend und anwendend, in allen Handel ein. Und Sowjetmafia besteht immerhin aus mindestens drei konkurrierenden Nationalitäten: Russen, Georgiern und Aserbaijanern.

So unangenehm Mafiastrukturen dem anständigen Bürger auch schei­nen mögen, sind sie doch auch historisch ein ganz gewöhnliches und durchaus logisches Phänomen in Staaten, die seinen Einwoh­nern entweder nicht die zum Handel nötigen Infrastrukturen bereitstellt, oder aber den Schutz des profitablen Handels nicht zu gewährleisten in der Lage ist. Im Fall von Russland/SNG/UdSSR trifft beides zu. Es gibt für dieses riesige Gebiet halt momen­tan keinen Pax Romana, Pax Mongolia oder Pax Anglia. Und Seaman weist richtig darauf hin, daß die Ausgaben zum Schutz des Han­dels (im Fall von funktionierender Staatsmacht Steuern, sonst Schutzgelder) genauso legitim mit zur Kostenaufstellung gehören, wie Transport und Produktion.

Nur ist es natürlich in der Tat anstrengend, mit einem Menschen zu verhandeln, der ständig sein Messer wetzt.

 

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