Tbilisi, 15. November 1992: Car alarms & heimatloses Heimweh

In der Straße, in der mein Haus das Pech hat zu stehen, hat’s anscheinend viele Autos mit Car-Alarm. Car-Alarm ist eine sehr hippe Sache zurzeit in Tbilisi, und zwar handelt es sich dabei im Grunde um die immer gleiche technische Ausführung: Ein für ca. eine Minute aufheulender Alarm, der auf Lärm reagiert. Nun haben sich einige ganz gewitzte Genossen einen Spaß daraus gemacht, nachts durch die Straßen zu gehen und mit Waffen verschiedenster Kaliber herumzuballern, um die Alarmanlagen der Autos auszulösen. Das hat dann mitunter einen richtigen Schneeballeffekt zur Folge. Bei manchen Alarmanlagen ist die Technik allerdings noch nicht so ausgereift, und sie plärren bis zum bitteren ermatten der Batterie durch.

Außerdem haben sich die Meuten von Straßenkötern immer noch nicht an die Schüsse gewöhnt und antworten mit ausdauerndem Kläffen und Jaulen.

 

Mir geht’s ansonsten z.Zt. beschissen, ich sehne mich sehr nach einem Zuhause, habe aber keinen Schimmer wo ich es finden könnte. Am ehesten in den Armen von Alexandra in Berlin oder bei Inna in Petersburg. Aber auch immer nur für sehr begrenzte Zeiträume. Ansonsten hat Manfred schon recht, wenn er sagt, daß es (ihm) darum ginge, eine Heimat in sich zu finden.

Warum ist es nur so schwierig, das Leben, und wer hat die sieben Siegel auf das Wort “Glück” gelegt? Und dieser herzlose Täter, hätte er dann nicht wenigstens auch noch die Vorstellung um das Glück verriegeln können? Verbrannten Kindern verlangt es nach Feuer.

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