WINTER [1993]

Die Finsternis drang vom Osten her über die große Stadt. Zäh quoll sie auf, machte sich breit und drückte sich in alle Winkel.

Die Menschen versuchten zu widerstehen, jeder nach seiner Art: Die Einen zündeten Lichter an, andere pressten ihre Körper aneinander, wieder andere johlten laut, machten Krach und tranken viel. Doch die Finsternis fraß alles Licht, rann zwischen die Leiber, verschluckte jeden Laut und kroch mit den Schlucken roten Weins hinunter in den Schlund, das Innere mit Leere zu füllen.

Eine ganze Weile noch liefen die Menschen verzweifelt durch die Straßen, versuchten die Schraubzwinge um die Brust zu lockern. Umsonst. Niemand konnte helfen, niemand vermochte es, das eigene Ersticken zu fassen.

Langsam siegte die Finsternis über die Hoffnung auch des Stärksten.

So kehrten die Menschen heim. Sie schleppten sich in die steinernen Rachen, in die aufgerissenen Eingänge der Architektur ihrer Schicksale. Hier tapp­ten sie die Treppen entlang, schlüpften in ihre Mausoleen und krochen in ihre Särge.

So starben die Menschen jede Nacht.