15. November 1993: Magische Quellen

Der Begriff der romantischen, idealisierten Liebe hat in der Institution des Szorperi Eingang gefunden. Der Szorperi erscheint als poetisches Ideal, frei von allem irdischen – Sex, Fruchtbarkeit, Entjungferung (Iniziation) usw .. Trotzdem schließt er Sinnlichkeit als “süße Qual” mit ein. Genauso ist anderes Irdisches, Zyklisches, Vergängliches weitest möglich aus der (Männer)gesellschaft ausgegliedert. So z.B. Menstruation lmd Geburt. In der Darstellung sind diese weiblichen Domänen sogar den Frauen als verbindendes Erlebnis verwehrt und geschehen in Abgeschiedenheit.

Die Männer werden als wehmütig und einsam beschrieben, in der ausgefeilten Welt, die sie sich nach ihren Vorstellungen, im Aufbegehren gegen das Natürliche geschaffen haben und beherrschen. Alle Werte sind sehr direkt gegen das Irdische gerichtet, einschließlich der Dichtungen, Ehrenkodex, Todesverhältnis usw ..
Die Plätze, die Frauen blieben, in solchen ausgefuchsten Männergesellschaften, wäre für Swanetien interessant zu untersuchen [wie organisiert sich die “secret transcription” bei ihnen?].

Wie wurde in unserer Kultur das Verständnis von romantischer Liebe geprägt? =>Antike, Renaissance, Bürgertum, [christlicher Humanismus(?)]. Gerade das Romantische der Liebe wird ja ausgemacht von einer verklärten Sicht des Geliebten, damit er – und in der Reflektion zwangsläufig man selbst – mehr scheint zu sein, als ein gewöhnliches Geschöpf. (s. Werthers Liebesdefinition). Durch den Sexual trieb werden diese Träumereien oft wieder zurück in den Schoß der Natur geholt, oder aber pervertieren im Kampf der rom. Verklärung gegen die Natur. Daher ist vielleicht die hewsurische Institution der Szorperi eine besonders weit zivilisierte.

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