Berlin, 11.11.1991: Arztbesuch, Horst verzweifelt im Beruf

Vormittags zum depperten Internisten-Freund von Eckhard gegangen, der glasklar auf Stoffwechselerkrankung tippte. Ansonsten stellte er fest, daß Frauen auch täglich eine Pille nehmen – was mich erröten ließ – und daß es von daher so schlimm nicht sein könne, sein Leben lang täglich eine Gicht-Pille zu schlucken. Bemerkte zur Thematik Sowjetunion: “Wenn doch nur die restlichen russ. Soldaten schon aus Deutschland weg wären!”.

 

Den Tag dann unwillig lüsternd an Fees Busen verbracht. Schwierige Stimmung.

Spätnachmittags zu Jens raus und mit dem bis über die Grenze des Mitansehbaren hinaus, nervösen Papa ins Krankenhaus nach Spandau gefahren 1 1/2 Stunden). Während er seine Hände fortwährend mit dem Anzünden und Ausdrücken von Zigaretten unterhielt, sah er die Zukunft dieser Welt auf Berliner Straßen zur rush-hour verenden.

Der Blick nach vorne zehrt an ihm, und das Wort, das ich finde, ist Verzweiflung. Er scheint einzusehen, daß Teamwork, Partnerschaft und Freundschaft – Begriffe die für ihn Erfolgserlebnis im Beruf waren, ein Luxus von Betrieben ist, die florieren. Dann werden sich die Hände wohl wund geklopft. Neben den objektiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die seine Firma hat, trifft ihn diese Enttäuschung wohl am meisten.

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