Das Verhältnis der Nomaden jenseits der chinesischen Mauer weist interessante Ähnlichkeiten auf mit dem Verhältnis der Varäger (Kiever Russ) zu Byzanz.
Allg. gründete sich in beiden Fällen ein Staat auf die wirtschaftliche Ausnutzung eines benachbarten Großreiches. Die Wanderung der Varäger nach Süden war vor allem motiviert von dem Wunsch, sich an dem legendären Byzanz zu bereichern. Da Byzanz als arrogante, egozentrische und im Handel nach Westen ausgerichtete Weltmacht war, die auf wirtschaftliche Beziehungen mit “Babaren” nicht im Geringsten angewiesen waren, war diese Bereicherung auf wirtschaftlichem Wege zunächst nicht möglich. Daher warfen sich die Normannen politisch ins Gewicht, indem sie den Handel durch Raub und Plünderung während ihrer Einfälle, störten. Ebenso wie die Mongolen und Turkmenen, hatten sie keinerlei Interesse daran, Byzantinisches Gebiet zu annektieren (wohl aber nicht aus Kulturellen Gründen, wie im Falle der Nomaden, sondern weil es angesichts der militärischen Übermacht Byzanzes bei einem Stellungskrieg ein aussichtsloses Unterfangen gewesen wäre). Es ging über die ersten 200 Jahre des Bestehens der Kiever Russ vor allem darum, Handel mit Byzanz unter möglichst profitablen Bedingungen zu führen (und notfalls zu erzwingen).
Byzanz allerdings vermochte es, mit Hilfe einer raffinierten Diplomatie – und angesichts der ähnlichen wirtschaftlichen Grundstrukturen (seßhafte Bauern und Händler) – eine Byzantisierung von Wirtschaftsstrukturen, Staatsstrukturen und kulturellen Wertvorstellungen der Kiever Russ zu erwirken. Dadurch wurde spätestens mit der Christianisierung unter Wladimir die erzwungene Vertragsgleichheit abgelöst von einer tatsächlichen Aufnahme dieses neuen Staates in die abendländische Welt.
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