Die Engländer sind weg und ich bin seit langer Zeit wieder alleine mit mir, meiner Musik und dem von den Insulanern erneuerten Glenmorangie.
Gestern und heute eine Abschrift des Tagebuches fertiggemacht und es mit kurzem Brief, B&W-Film und der Bitte, den Verteiler zu machen, Steve für die Fee mitgegeben. Meinetwegen kann mein Tagebuch jeder lesen… . Menschen, die in meinem Leben Platz eingeräumt bekommen möchten, sollen doch wissen, woran sie sind. Wenn sie mir mehr glauben, als ihrem eigenen Erleben, so ist das doch nur charmant für mich.
Weniger charmant war die zweite Lektion in Sachen Russisch. Diese Lehrerin findet mit entmutigender Treffsicherheit meine größten Schwierigkeiten und nagelt mich mit grausamen Durchhaltevermögen darauf fest: Russisches R, Explosivlaute ohne Aspiration, Daten und Zahlen.
Da ich ein gewisses Schamgefühl entwickelt habe, was Bloßstellung von Dummheit und Unfähigkeit angeht, wird sie mich so vielleicht sogar zum Lernen bewegen. Die ersten Hausaufgaben habe ich trotz Besuch erledigt!
8 Unterrichtsstunden die Woche, plus Hausaufgaben wird mir aber wohl doch etwas viel… – vielleicht den ersten Monat.
Erwänenswerte Szenen:
Heute in einer Stalowaja die Inkarnation von meinem Kindheitsspätsommer gesehen: Ein kleines Mädchen, das mit ihrer Freundin und deren Schwester Eis essen ging. Sie bewegte sich so frei in dieser matschiegen, dunklen Höhle, als würde sie barfuß über staubige Feldwege laufen, den Duft der Luft von versengenden, frisch gemähten Feldern einatmend. Sie kümmerte sich einen Dreck um die feindliche Umgebung (aggressive Kassiererin, lüsterne Männer, pubertierende Jugend, deprimierte Penner…) und freute sich darauf, Mengen von Eis in dem naßkalten Raum verschlingen zu können – was sie dann auch tat.
Sie erinnerte mich irgendwie, fällt mir gerade ein, an das intelligente blonde Mädchen, das ich während meiner VNP-Zeit kennen lernte. Beide waren wache Lebensfreude, die andere atmen konnten. Ein schönes Geschenk.
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