Tbilissi, 11. Mai 1993: Geschichten aus Deutschland, Georgien und dem russischen Dorf

Der Neffe Naemarkovnas (Filmkritikerin aus Moskau) wurde von seinen Eltern nach Deutschland verschleppt. Und das auch noch mit vier Jahren. In Köln angekommen, zeigte er zuerst auf den Rhein. “Это Германия?”. Der Vater bejahte. “И это тоже Германия?!”, fuhr der Kleine erstaunt fort. “Да, это тоже Германия “. Der Knirps sieht den Vater entsetzt an: “А где же немцы?”

 

Kitowani und Jussuljani sind von ihren Posten zurückgetreten (worden). Anstelle Kitow. wurde Georgi °Cha°char’aschwili (=>Der Dieb) zum Verteidigungsminister ernannt. Ein 26jähriger Komandant, dem Kitowani, als er verwundet im Kranken­haus lag, einst das Leben rettete. Wohl der einzige Kandidat anstelle Kitowa­nis, der von den Soldaten mehr geachtet wird als dieser selbst.

Jussuliani trat freiwillig zurück. Er bekam, wie auch Kitowani, von Shewadnadse den höchsten Orden Georgiens verliehen (Wachtangi Gorgasali Orden), “Dem Kampf für Demokratie” gewidmet. Dem Orden Jussulianis setzte Schewadnadse hand­schrif­tlich hinzu: “Und für ritterliches Betragen.”

 

In einem russischen Dorfe in Sibirien gastierten Geographen aus Petersburg. Die Männer unter ihnen entschieden, daß es Zeit für eine Reinigungseinlage sei und gingen ins banja. Sich waschend, beobachteten sie, wie ein altes Hutzelmännchen eine Schüssel voll mit heißem Wasser an ihnen vorübertrug und vor einer ge­schlossenen Tür halt machte. Einer von ihnen ging hin zu ihm, in der Annahme, daß sich hinter dieser Tür das Dampfbad befinde und stieß die Tür lax mit einem Fußtritt auf. Klapprig und aller Hüllen bar stand der Alte so einer Herde von fluchenden Dorfweibsen ausge­setzt, die sich im Frauenbad wuschen.

 

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